Drucklufttauchgerät (Flasche)

Neben dem Atemregler, der die verdichtete Luft erst atembar macht, ist das DTG (Druckluft-Tauch-Gerät) oder PTG (Pressluft-Tauch-Gerät) die zweite Komponente zum Atmen unter Wasser. Sie wird auch gern Pulle, Kanne, Tank, Flasche, Cylinder, Stage, Pony genannt und stellt den Speicher für die komprimierte Luft, bzw. andere Gasgemische dar. Der Name der „normalen“ Atemgas-Flasche ist also Pressluft-Flasche oder Druckluft-Flasche und nicht, wie fälschlicherweise oft gesagt, Sauerstoff-Flasche (diese gibt es in der medizinischen Versorgung und als s.g. Deko-Gas).
Zur Flasche gehört auch ein entsprechendes (zugelassenes) Ventil.
Pressluftbehälter unterliegen den Vorschriften der Gefahrgutverordnung Straße +Eisenbahn (GGVSE) und werden mit grünem Aufkleber (Raute, Gasflaschen-Symbol und „2“) gekennzeichnet.
Ein besonderes Augenmerk beim Transport gilt der Ladungssicherung (gegen Verrutschen sichern +Ventil schützen).

BESTANDTEILE im Einzelnen:

  • Das am meisten verwendete Material ist Stahl, gefolgt von Aluminium (z.B. Luxfer, speziell auf Booten und im Salzwasser). Die Komposite-Flasche, eine Kombination aus Kohlefaser-Korpus (Carbon) und Stahl-Kopf wird meistens nur für Atemschutz-Geräte über Wasser, von z.B. Feuerwehren verwendet.
  • Der Flaschendruck für „normale“ Tauchflaschen ist üblicherweise 200bar, vereinzelt und immer öfter sind auch 300bar zu finden. Anbauteile wie Ventile, Verschraubungen und Regler sind durch unterschiedliche Gewinde (-Längen) verwechslungssicher, d.h. 300bar-Teile passen zwar an 200bar-Flaschen, aber nicht umgekehrt (200bar-Teile haben kürzeres Gewinde +dichten nicht ab).
  • Die Größe bzw. der Inhalt /Volumen richtet sich sowohl nach Art der Verwendung als Haupt-, Zusatz-, Speicher-, –Stage, Deko-Flasche, als auch nach der Tauchzeit +Tiefe und den individuellen, körperlichen Voraussetzungen (Frauen z.B. brauchen oft weniger Luft als Männer). Gebräuchliche Größen sind 10, 12 und 15l für Erwachsene. Kinder +Jugendliche nutzen auch 4, 5, 7 oder 8l Flaschen. Über 15l wird meistens nur beim technischen oder Höhlen-Tauchen gebraucht. Da kommen auch mit Schellen +Ventil-Brücken verbunden Doppelgeräte /Doppelpacks zum Einsatz. Unter 1l wird nur für Jacket-Flaschen oder s.g. SpareAir (mit Mundstück), für den Notaufstieg, benutzt.
  • Einen Standfuß aus Gummi haben Behälter mit nach außen gerundetem Boden (konvex). Es gibt auch konkave Enden, nach innen gewölbte, die von sich aus standsicher sind. Zum Lagern sollten Flaschen senkrecht stehen und gegen Umfallen gesichert sein. Eine Kontrolle auf Rost unterhalb der Standfüße sollte regelmäßig erfolgen. Man kann auch große Ablauflöcher ins Gummi bohren bzw. Füße aus Polypropylen mit inneren Vertikallamellen verwenden.
  • Ventile für die Gasentnahme werden in die Flasche geschraubt. Die gibt es für als Mono-Ventil oder für zwei getrennte Atemregler als Doppel-Ventil. Gerade beim Doppelventil unterscheiden sich diverse Bauarten: gerade, auch dreh- und erweiterbar, Z =seitlich versetzt; Y =beide schräg versetzt, TAG =in 2 verschiedenen Höhen und H =Abgänge parallel +weit auseinander.
    Der Knauf /Drehgriff kann waagerecht, senkrecht und schräg sein. Bei Eckventilen (über Kreuz) öffnen sie die, entweder gegenüber oder über Eck liegenden Ausgänge (meistens mit Gravur gekennzeichnet). Es sollte auf einen rutschfesten Gripp und gute Erreichbarkeit der Griffe geachtet werden (wenn die Flasche am Jacket montierter ist). Die Ventile sollten von einem selbst (bei Vereisung des Reglers) abgesperrt werden können.
    Unbenutzte Anschlüsse sollten abgedeckt sein. ACHTUNG: Wenn dann versehentlich aufgedreht wurde, ist ein Abschrauben mit „Hausmitteln“ kaum machbar. Es werden große Hebel und entsprechende Drehmomente benötigt.
    Vor dem Tauchgang das Ventilrad immer ganz auf und sanft bis zum Anschlag aufdrehen. Ein Ventil ist entweder ganz offen oder ganz zu, so merkt man sofort, dass etwas nicht stimmt.
  • Im Flaschen-Inneren befindet ein Steigröhrchen oder Sinterfilter, das (bei Überkopf-Tauchen) versehentlich eingedrungenes Wasser von der 1.Stufe fernhalten und Vereisung verhindern soll.
  • Die Flaschengewinde bzw. Ventilgewinde unterscheiden sich. Früher wurden oft klein- und groß-konische Gewinde mit Teflon-Band-Dichtungen (noch früher auch mit Blei) zum Eindrehen in die Flasche verwendet. Heute benutzt man ein metrisches M25x2 Gewinde mit passendem O-Ring. Allerdings unterscheiden sich die Dichtflächen am Flaschenhals, daher gibt es unterschiedliche Dicht-Ringe in Größe, Dicke +Härtegrad! Montage immer mit Drehmoment-Schlüssel!
  • Der DIN-Anschluss (Deutsches Institut für Normung e.V.) ist in Deutschland der gängige Übergang von Druckluft-Flasche zum Regler 1.Stufe. Das Ventil hat ein Whitworth Rohr-Innengewinde G5/8″ mit innen liegendem O-Ring. Andere Gase habe andere Gewinde (Sauerstoff z.B. Außengewinde).
    International ist der INTAnschluss (auch Yoke) gebräuchlich. Dabei wird der Regler gegen das Flaschenventil mit einer Bügelschraube gepresst, nicht geschraubt. Zur Anpassung an die jeweils andere Norm gibt es entsprechende Adapter, damit die Regler an DIN und INT-Flaschen betrieben werden können.
  • Der Flaschenkörper ist mit Prägungen des Herstellers, Verwendungszweck, Druck, Prüfdruck, Volumen, Leergewicht und Seriennummer auf der Flaschen-Schulter versehen.
    Ebenso gibt es Vorgaben für Farbe und weitere Kennzeichnungen. „Stand der Technik“ heute ist ein weißer Korpus mit schwarzem Ring oder schwarz-weiß gevierteltem Flaschenhals (für Pressluft). Für private Tauchflaschen ist diese Vorgabe nicht zwingend, diese darf aber keinesfalls die typische Farbgebung anderer Gase führen (Verwechselungsgefahr!). Das Äußere der Flasche wurde vor dem Lackieren oder Pulver-Beschichten werkseitig flamm-verzinkt, was eine Korrosion dauerhaft verhindern soll. Eine mögliche Verrostung, auch innen, wird beim TÜV erkannt und kann ggf. eine Innenreinigung erforderlich machen, oder sie fällt ganz wegen zu geringem Gewicht durch (nach häufigem Abschleifen).
  • Ein Gefahrgut-Etikett muss aufgelebt sein: grüne Raute mit Gefahrenklasse „2“. Das ist die Kennzeichnung für den Transport von Druckgeräten für Pressluft.
    Gewerbliche Speditionen brauchen zusätzliche Etiketten (ADR: UN1002 LUFT -DRUCKLUFT- VERDICHTET 2 Klasse 1A).
  • Eine TÜV-Abnahme ist für alle Druckbehälter, also auch DTGs nötig. Flasche und Ventil müssen regelmäßigt geprüft (geTÜVt) werden. Seit der letzten Anpassung an europäische Normen gelten 2,5 Jahres-Intervalle für die tragbaren Atemluft-Druckbehälter (außer Komposit- /Carbon Flaschen). Die Abnahme wurde früher mit Schlagzahlen am Flaschenhals eingeschlagen; zeitweise gab es auch die Beschriftung mit Nadeldrucker. Allerdings setzt sich nun vermehrt die Ablöse-sicheren Etiketten durch. Darauf sind das Prüfdatum (JJJJ / MM) gefolgt von der Prüf-Art (F=Festigkeitsprüfung) und dem Abnahme-Siegel sowie dem Ende-Datum der Gültigkeit (JJJJ / MM) vermerkt. Außerdem erhält man auch ein Prüf-Protokoll.
    Bei der Druckprüfung wird die Flasche mit Wasser gefüllt (das verhindert ein Umherfliegen von Bruchteilen beim Platzen) und auf Prüfdruck, 50% über dem Flaschendruck, gebracht. Danach muss das Innere wieder restlos getrocknet werden (sonst droht Vereisung!). Auch das Leergewicht wird kontrolliert (es darf nicht zu viel Material durch Rost oder Schleifen entfernt worden sein).
    ACHTUNG: Die Füllstationen sind angehalten, nur Flaschen mit gültigen TÜV-Datum zu füllen!

SONDERFORMEN und ZUBEHÖR:

  • Standflaschen sind auch Tauchflaschen, werden aber wegen ihrer Größe und Gewicht nicht transportiert und dienen als Speicherflaschen in Füllstationen und Tauchbasen. Damit geht das Füllen und Überströmen der Pressluft in die DTGs deutlich schneller als direkt aus einem Kompressor. Überströmen bezeichnet den Vorgang des Druckausgleichs von 2 Flaschen, hier z.B.: Speicherflasche 50l in Tauchflasche 10l (Vorteil: ist schneller und der Kompressor muss nicht immer anspringen).
    Es stellt sich ein gleicher Druck in den verbundenen Flaschen ein (=>Boyle-Mariotte Gesetz)
  • Spare-Air sind separate Notfall-Flaschen mit 0,4-0,5l inklusive Mundstück. Sie reichen nur für wenige Atemzüge, mit denen die Wasseroberfläche erreicht werden soll.
    Es gibt außerdem solche integrierten Mini-Flaschen für Jackets (Buddy) für einen Notfall-Aufstieg.
  • Zusatzflaschen, s.g. Stages oder Pony-Flaschen werden für das Mischgastauchen und für unterschiedliche Deko-Gase (Dekompression auf verschieden Tiefen) gebraucht. Hierbei wird die Pressluft z.B. mit mehr Sauerstoff (bis zu 100%) angereichert.
  • Andere Gase sind z.B. Helium oder Heliox (Helium +Sauerstoff, für große Tiefen, lange Grundzeiten) oder Argon als Wärmeschutz-Gas für den Trockenanzug (Trocki).
  • Nitrox (engl.: nitrogen +oxygen =Stickstoff +Sauerstoff) oder EAN oder EANx sind z.T. schon fertig gemischte Gase mit höherem O²-Gehalt (z.B. 32% statt 21%), auch für das Haupt-Atemgas.
    ACHTUNG: in Deutschland werden Gase mit >21% O² wie reiner Sauerstoff behandelt! Eine Zulassung ist erforderlich, auch andere Gewinde (G3/4″ Withworth, Außengewinde am Ventil) bei Flasche +Regler. Ausrüstung muss dann Sauerstoff-rein (O²-clean) sein!
  • Ein Rigg ist die Bänderung bzw. Begurtung zum Transportieren der Stages und /oder der Sidemounts (seitlich statt hinten montierte DTGs). Dazu gehören auch die benötigten Karabiner-Haken oder Doppel-Ender (doppelte Karabiner-Haken) zum Befestigen am Jacket.
  • Das Flaschennetz bietet Schutz für die Außenhülle und verhindert ein Abplatzen der Farbe beim Hantieren, Transport und Lagerung und verhindert dadurch ein Rosten des blanken Metalls.
    Hüllen aus Neopren sind auch erhältlich. Beides erschwert allerdings die Kontrolle der TÜV-Stempel und kann Probleme beim Befestigen am Jacket bereiten (Gurt rutscht).
  • Tragegriffe sind vielfach sehr problematisch zu montieren. Sie erleichtern zwar das Tragen, nutzen aber nur, wenn die Klemmung gut und fest sitzt und die 15-18kg schweren Geräte sicher halten. Der Flaschen-Hals ist leider unterschiedlich, ist nicht genormt und ist sehr glatt und nur kurz. Auch darf die Erreichbarkeit der Ventile nicht einschränkt werden. Ansonsten Flaschen nicht am Handrad tragen, sondern am Ventil.
  • Keramische Microfilter am Flaschenventil-Eingang (im Flascheninneren) bieten zusätzlichen Schutz gegen (Rost-) Partikel oder Wasser in der Flasche. Diese sollten auch beim TÜV kontrolliert werden.
  • Das Finimeter, kurz: Fini, (lat.) finis =Ende, ursprünglicher Markenname der Drägerwerke, ist der Druckmesser (Manometer) für Unterwasser. Zur Druckkontrolle während des Tauchgangs: siehe Beschreibung bei Atemregler.
    Es gibt auch Ausführungen mit Regler-Gewinde zum direkten Anschluss an die Flasche, um diese nach dem Füllen zu überprüfen.
    Und Mini-Ausführungen zum Einschrauben direkt in den HD-Ausgang der 1.Stufe des Reglers.
  • Ein Überströmschlauch ist eine gute Lösung, wenn verschiedene DTGs mit unterschiedlichem Druck ausgeglichen werden sollen (=>Boyle-Mariotte). Hier empfiehlt sich ein Schlauch mit integriertem Druckmesser (Fini); in jeden Fall muss aber die Möglichkeit zum Entlüften vorhanden sein! Es sollte immer zuerst das Ventil der volleren Flasche geöffnet werden, dann das andere. Beide Faschen haben danach den gleichen Druck:
    (Vol1 * Druck1 + Vol2 * Druck2) geteilt (Vol1+Vol2) (z.B.: 12l*100bar+10l*50bar/2 =1200+500 /22 =77,27 bar

TIPPs

  • DIN oder INT-Adapter für (Urlaubs-) Fahrten ins Ausland. Man sollte sich vorher über die dort verfügbaren Flaschen erkundigen: Für beides gibt es entsprechende Adapter für den eigenen Regler (mal nachfragen, ob Adapter vor Ort sind oder mitgebracht werden müssen).
  • O-Ringe für das Ventil gehen gern beim Montieren oder Abschrauben der Regler verloren. Also immer einen als Ersatz parat haben. Es gibt dazu auch kleine Behälter, in denen sie geschützt und einsatzbereit lagern. Sollte es nach der Regler-Montage einmal zischen, liegt es oft am fehlenden oder defekten O-Ring!
  • Netze und Neoprenhüllen erschweren die Kontrolle des TÜV-Stempels. Daher hilft es, am Flaschenhals eine Markierung mit wasserfestem Stift anzubringen, der die Lage des aktuellen Prüfstempels anzeigt, und (heute) alte TÜV-Etiketten entfernen.
  • Dem Transport gilt ein besonderes Augenmerk. Zum heimischen See wird oft das Auto benutzt. Hierbei gilt es, die Flasche gegen Verrutschen zu sichern. Also entsprechende Zurr-Gurte oder andere Vorrichtung verwenden. Besonders das Ventil sollte gegen Beschädigung und ungewolltem Aufdrehen und damit Abströmen der Luft, geschützt sein. Wenn nicht anders möglich, ist eine Lagerung hinter den Vordersitzen praktikabel, Flaschen-Ventil zeigt in den Innenraum. Immer gegen Wegrollen sichern!
  • Auch an Überhitzung im Sommer denken; die Innentemperatur im Auto kann leicht 50° oder mehr erreichen und der Flaschendruck durch die Wärme entsprechend steigen. Ein Bersten ist aber bei ordnungsgemäßer Flasche nicht möglich (Prüfdruck 150%).
  • Zum Taucher-Einstieg trägt man die Flasche am besten am Jacket montiert. Ist der Weg zu lang oder die Flasche für die Person zu schwer, werden gern Transport-Roller benutzt. Hier unbedingt darauf achten, dass die Flasche nicht herunterfallen kann oder das Ventil irgendwo hängen bleibt.
  • Am Einstieg ins Wasser wird die Flasche immer hingelegt und gegen Wegrollen gesichert (z.B. mit Bleistücken oder sie ist am Jacket montiert). Beim Umfallen kann das Ventil beschädigt oder abgerissen werden und die Flasche schießt raketen-gleich unkontrolliert umher und kann jemand verletzen.
  • Nie unter 20bar sollte der Flaschendruck fallen, damit keine Feuchtigkeit in die Flasche eindringt. Sonst ist sicherheitshalber eine Innen-Kontrolle angeraten, Dazu muss das Ventil ausgeschraubt werden (Das macht dann die Füllstation, gegen extra Berechnung!)
  • Der bereits oben erwähnte Sinterfilter aus Keramik kommt statt dem Wasser-Steigrohr im Inneren der Flasche an das Ventil und schützt besser vor unliebsamen Partikeln durch seine feinen Poren. Er muss aber hin und wieder erneuert werden.
  • Reserve (Historie): als es noch keine Finis zur Druck-Überwachung gab, waren die Ventile mit einer Reserve-Schaltung ausgestattet. Das zusätzliche Ventil war mit einer Sprungfeder gesteuert und hat bei ca. 50bar den Atemwiderstand erhöht und dann komplett zu gemacht. Dann musste man mit über eine Stange oder ein Seil die Reserve öffnen und somit sollte die restliche Luft für den Aufstieg zur Verfügung gestellt werden.
    Dafür gab es auch ein gesondertes UW-Zeichen, das heute seine Bedeutung verloren hat.
    Zum Füllen musste die Reserveschaltung wieder geöffnet werden, weil sonst die Flasche nicht gefüllt wurde oder sie zeigte den vollen Druck an, war aber noch leer. Auch dieser Umstand führte nicht selten zu Fehlern.